Pressburger Beugel • Die Erdbeere

Pressburger Beugel

Es gab Zeiten, da hiess Bratislava Pressburg.

Pressburger Beugel

Nun sind diese Zeiten lange vorbei, und, auch wenn manche Alt-Österreicher, eine mittlerweile praktisch ausgestorbene Spezies, noch beim deutschen Namen geblieben sind, ist man heutzutage ja ‘politisch korrekt’ (Welch inflationär verwendeter Ausdruck !).

Daher dürfen es sich nur mehr harmlose nuss-oder mohngefüllte Gebäckstücke erlauben, Pressburg in ihrem Namen zu führen!

Es ist schon seltsam: Schlappe 36 Jahre lang habe ich einen Steinwurf entfernt von Bratislava gelebt und dennoch diese Stadt noch nie besucht!

Unzählige Male fuhren wir mit meinen Eltern nach Budapest (was viel weiter ist!), einige Male nach Schloss Hof ( wirklich nur mehr ein paar Kilometerchen entfernt!) und oft sagten wir bei besonders klarem Wetter, auf irgendeinem Berg nahe Wien stehend: Schau, man kann sogar bis Bratislava sehen!

Altstadt Bratislava Pressburg

Bratislava

Pressburg Kirchen

So stiegen wir vor ein paar Tagen mit dem ‘Bratislover’-Ticket der ÖBB (Hin-und Retourfahrt plus die Öffis für einen Tag inkludiert) bewaffnet, fürsorglich sogar unseren Reisepass dabeihabend, vom neuen, schönen, glänzenden Hauptbahnhof Wien ab. Wir hatten praktisch einen ganzen Waggon für uns, setzten uns einmal links, einmal rechts hin, gingen im Gang vor und zurück und Zoé glaubt nun wahrscheinlich, Zugfahren in der 2. Klasse ist immer so luxuriös… ;.))

Bratislava Sehenswürdigkeiten

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Barock Bratislava

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Als wir ankamen, ging es schnurstracks in die Altstadt, wo einen der Glanz der k.u.k.Vergangenheit und viele barocke Details aus Zeiten der österreich-ungarische Monarchie sofort sehr anheimeln.

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Schokoladen-Café

4er

Am Hlavné Nàmestie-Platz (Hauptplatz) gingen wir sogleich heisse Schokolade trinken. Ein süsses Caféhaus im Stil des Pariser Art Nouveau, wo man die heisse Schokolade dick-cremig und als Option in vielen verschiedenen Geschmäckern serviert bekommt. Mich und mein Töchterchen faszinierte vor allem eine ganze Wand voller Schokolade-und Kuchenprodukte aus aller Herren Länder…

Kaffeehaus Bratislava

Hlavné Nàmestie-Platz

Wer ein gutes Stück Torte essen will, der gehe schräg gegenüber in die Konditorei Mayer, der besten Adresse der Stadt. Eine Reliquie aus vor-kommunistischen Jahren und noch immer der Kaffehauskultur, die im alten Österreich herrschte, verschrieben.

Bischofs-Palais Bratislava

Manche Paläste erinnerten mich an Prag, die Lage am Hügel an Budapest. Auch wenn die Stadt klein und sehr überschaubar ist, der architektonische Reichtum erzählen von einem Pressburg, das einst die Hauptstadt der Königtums Ungarn war und in dessen Martins-Dom niemand geringerer als unsere geliebte Kaiserin Maria Theresia, für uns Österreicher eine Art Ur-Mutter, im Jahre 1741 gekrönt wurde.

Wunderschön fand ich die alten Strassen im Westen der Altstadt, in der Gegend des Klarissenklosters: Keine Boutiquen, einige Priesterseminare, Kopfsteinpflaster, alte Bausubstanz, etwas weg vom Strom und jedes Haus in einer anderen Farbe.

Klarissenkloster Bratislava

Die Burg, hoch am Hügel und 1946 praktisch neu wiederaufgebaut(mit Verlaub, ein bisschen Disney World- mässig makellos verputzt und wie neu) mit gleich daneben dem modernen Bau des slowakischen Parlaments, bietet eine schöne Aussicht und  nebenbei auch die Möglichkeit, die slowakische National-Gallerie zu besichtigen.

Bratislava

Burg Pressburg Bratislava

Am Abend reisten wir mit der Bahn in 59 Minuten wieder zurück nach Wien, mit im Gepäck ein Säckchen Pressburger Beugel (selber Wortstamm wie Bagel).

Und wie Ihr seht, mir ist jeder Anlass recht, um ein neues (altes) Rezept aufzubereiten…

Deshalb heute die Pressburger Beugerln, die man mit Mohn-oder Nussmasse füllt und die, wenn überhaupt, eigentlich nur mehr unter dem Namen Nussbeugerln firmieren (Die von der Bäckerei Ströck schmecken mir sehr gut!).

Pressburger Nusskipferl

Der sogenannte ‘Kalte Germteig’ scheint etwas spezifisch pannonisches zu sein. Er kommt auch hier wieder zum Zug! Ich habe ihn schon bei meinen Burgenländischen Polsterln vorgestellt.

Zutaten:

Teig:

  • 280 gr Mehl
  • 125 gr Butter
  • 20 gr Germ (Hefe)
  • 100 ml Milch
  • 2 Eidotter
  • 25 gr Staubucker

Nuss-Füllung:

  • 250 gr Walnüsse
  • 50 gr Semmelbrösel
  • jeweils 1 El Butter/ Rum/Honig
  • 125 gr Zucker
  • 125 ml Milch
  • 1 Prise Zimt

Zusätzlich noch 1 El Milch und ein Eidotter zum Bestreichen

Zubereitung:

Zuerst der Teig, denn er soll 1 Stunde rasten.

Mehl und Butter in einer Schüssel abbröseln.

Germ in der kalten Milch auflösen.

Staubzucker, Germ-Milch dazu, dann Eidotter und eine Prise Salz beigeben und alles rasch zu einem geschmeidigen Teig verkneten. Zugedeckt kühl rasten lassen (1 Stunde).

Fülle:

Nüsse reiben.

Milch mit Zucker und Honig aufkochen, Butter hineingeben und auflösen, Nüsse, Brösel, Zimt, Rum einrühren und abkühlen lassen.

Den Teig 1mm dick ausrollen.

Rechtecke (ca. 7×10) auschneiden und zu einem Kipferl (siehe Bild!) formen.

Nusshörnchen

Die Pressburger Beugerl haben eine ganz spezifische Form.

Pressburger Kipferl

Mit einem Eigelb, mit einem Esslöffel Milch verschlagen, bestreichen, eine halbe Stunde am Blech rasten lassen. So trocknet das Eigelb und die typischen Risse entstehen beim Backen.

Bei 170C° ca. 18 Minuten goldgelb backen.

Pressburger Kipferl

 

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4 Comments

  1. Roland
    December 28, 2017

    Pressburger Beugel…genau so hat es meine Oma vorbereitet. Bis 1913 in Wien und dann bis 1985 in Pressburg. In Wien (Wiedner Hauptstrasse) vor paar Wochen noch als Pressburger Nussbeugel gekauft 😉 Danke schoen 🙂

  2. Anina
    January 3, 2018

    Also kennen ein paar Menschen doch noch den echten Namen… “Pressburger Nussbeugel”!
    Freut mich!!
    Allerdings weiss ich, dass man den Geschmack von Essen oder Bäckereien, die unsere Omas oder Mütter für uns zubereitet haben, NIEMALS wieder so ganz findet… Die Erinnerung hat ihn unerreichbar gemacht!;.)

  3. Nelly
    November 24, 2018

    @ roland
    Ja sagen Sie mal Roland, wie alt war denn Ihre Grossmutter in 1913? Da sie bis 1983 gebacken habe…ev, bis 1938?

  4. Nelly
    November 24, 2018

    @anina

    Ja das Rezept stimmt weitgehend. Vielleicht einige Anmerkungen:
    – ja, die Dinger heissen Pressburger Kipfel oder Beugel -man hat in der Slowakei nun allen Ernstes nur deren Slowakischen und Ungarischen Namen im Schutzbrief belassen, wogegen ich (alt-Pressburgerin) jetzt Protest einlegen werde. In Pressburg sprach man 3 Sprachen.
    – den Teig walkt man schon etwas dicker aus als 1 mm
    – in die Fülle (die fest sein soll und in Walzenform gerollt wid) kommt bitte ja kein Rum
    – die Mohnvariante ist mindestens so gut wie diejenige mit Nüssen
    – die Oberfläche sollte deutlich marmoriert sein resp. Raku-Struktur haben (lange im Durchzug! trocknen lassen und nochmals dünn bestreichen)
    Die Rezeptur ist geschützt.

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