Istanbul: Souvenirs (2/3) • Die Erdbeere

Istanbul: Souvenirs (2/3)

Abend-Schiffahrt

Viele, viele Erinnerungen an die interessanten Tage in Istanbul gehen mir durch den Kopf. Vor einer Woche noch schlenderte ich täglich übers Hippodrom von und zu unserem kleinen, gemütlichen Hotel, wir kauften einen Simit als Zwischensnack, tranken ein Glas frisch gepressten Granatapfelsaft, flanierten vorbei an unzähligen Fischern mit ihren Angeln über die Brücke nach Galata

Fischen-auf-der-Brücke

Granatapfelsaft

Hätte mich etwa der Nach-dem-Urlaub-Blues erwischt..?

Normalerweise geht es dem Reisenden und auch mir doch eher so, wie es Frank Sinatra in seinem Lied singt:’ It’s nice to go traveling, to Paris, London and Rome, it’s oh so nice, to go travling, but it’s so much nicer to come home…’

Man freut sich wieder auf die heimischen Futtertöpfe, auf das eigene Bett und darauf, mit anderen Menschen in seiner eigenen Sprache zu kommunizieren.

Und doch, Istanbuls bunter, lebendiger, facettenreicher Charme lässt mich nicht los!

Das helle Frühlingslicht, in das die Landestege der Fähren und Schiffe in Eminönü am Nachmittag getaucht sind, das dunkle Wasser, das am Ufer gegen die Mauern klatscht, die kleinen Teestuben, die einen an jeder Ecke zu einem kurzen Halt einladen, wie lebendig diese Erinnerungen sind!

Pudding

Fähre-Istanbul

Endlich-Sonnenschein!

Eminönü

Ich denke, mit Istanbul verhält es sich so wie mit New York zu den vereinigten Staaten: Man kann eine solche Stadt nicht mit dem Rest des Landes gleichsetzen. Es ist und bleibt eine Metropole, in der sich alles alte, kostbare, aber auch neue, moderne und interessante  kondensiert hat.

Kapitell-Hagia-Sophia

Hippodrom

Alter-Stein-Hagia-Sophia

Rüstem Pascha Moschee

Medusa

Zu unserem Erstaunen spricht fast jeder Englisch, besonders gut natürlich die Jugend, es gibt unzählige Kulturinitiativen, die Istanbuler werfen mit Sicherheit weniger Abfall auf die Strasse als die Wiener, die Verkehrsmittel (inklusive Fährschiffe ) sind pünktlichst unterwegs und durchwegs auf europäischem Standard!

Beylerbey

Das grosse Potenzial und der Wille, die Zukunft zu gestalten, liegen in der Luft!

Und noch etwas hat mir sehr gefallen: Die unkomplizierte Hilfsbereitschaft der Türken. Es ist ein Paradoxon, dass in einem 14 Millionen-Menschen-Moloch nicht jeder über den anderen drübersteigt, sondern im Gegenteil, auf den anderen schaut. Ich erkläre mir dieses Verhalten mit der türkischen Familienstruktur: Wenn man unter vielen Familienmitgliedern aufwächst, ist man andere Menschen in seiner unmittelbaren Nähe gewohnt. Man weiss, dass wenn man sich asozial verhält, das Zusammenleben auf kurz oder lang schwierig oder unmöglich wird. Und so wird auch im Umgang mit einem fremden Mensch nicht sofort mit dem Säbel gerasselt, sondern dem anderen seine Komfortzone gelassen..

Nun aber genug mit meinen soziologischen Analysen, und schnell zu meinem Lieblingsthema, dem Istanbuler Streetfood:

Taxim-Platz

Morgends musste ich mir nach dem Aufwachen und vor dem genauen Den-Tag-Planen immer überlegen, was ich wo und zu welchem Zeitpunkt vorhatte, zu kosten… Das beinhaltete auch strategische Überlegungen, wie diese Foodie-Stationen in unser Sightseeing-Programm dezent einzuflechten wären. Schliesslich will man ja nicht als einer dastehen, der nur ans Essen denkt! Und ob wir abends vorhaben würden, in ein Restaurant zu gehen? (Man besucht ja eine solche Institution nicht, um dort den Abend zu verbringen, sondern um kulinarische Genüsse zu erfahren; wenn man, dort angekommen, aber eigentlich keinen Hunger mehr verspürt, machen selbst die ausgesuchtesten Speisen keinen Spass …)

Honigwaben

Eingelegtes gemüse

In Istanbul ( für mich war die Türkei völliges Neuland) angekommen, war unser allererster Snack folgender: Auf den grossen freien Flächen und Parkanlagen rund um die Blaue Moschee und die Hagia Sophia gibt es unzählige Strassenverkäufer. Man hat genau drei Optionen: Der eine verkauft walnuss-grosse Maroni, der nächste gegrillte oder gekochte Maiskolben und zu guter letzt kommt mein Favorit: der Simit- Händler.

Simit-und-Kastanien-Verkäufer

 

Simit sind Brotkringel, die einen leicht süsslichen Geschmack haben und ganz in Sesam getaucht sind. Ich kannte sie schon von den türkischen Bäckereien in Wien, aber, in Istanbul kann man sich einen Eckerl-Käse dazukaufen (auf diesem Schmelzkäse ist sogar Simit geschrieben) und der Verkäufer schneidet einem dann das Brot auf und schmiert mit unglaublicher Klasse und Fertigkeit den Käse darauf. Manche haben das auch schon zu Hause gemacht und verkaufen die Simits fix und fertig.

Einige Verkäufer haben auch Briocheteig-Simits im Sortiment, mit oder ohne Nutella bestrichen.

Man teile sich am besten so einen Sesamkringel, so wie die verliebten jungen Pärchen, die dort flanieren! Dann isst man seine Hälfte mit doppeltem Appetit…Ich spreche aus Erfahrung.

Zu Mittag hatte ich eine fixe Idee, seit ich bei einem Bäcker Su Böregi kennengelernt hatte. Mir eine grosse Portion davon zu kaufen ( türkisch.: porsion), mich damit mit einer Camlica-Limonade ans Wasser zu setzen und alles genüsslich zu vertilgen…

Camlica

Das Su Böregi ist eine interessante Kreation: Umhüllt mit dem unvermeidlichen Blätterteig (wie alle Böreks), aber dann, dann kommt’s: Innen verbergen sich viele, unerwartet feine, auf der Zunge schmelzende Lasagne-Blätter aus Eiernudelteig, dazwischen kleine Schafskäse-Inseln, alles aromatisiert mit Petersilienblättern, die nicht zu fein geschnitten sind. Das war’s. Nicht viel mehr. Und der Geschmack, die weichen Lasagneschichten, alles ist ein Hauch und trotzdem- ein richtiges Mittagessen!

Su Böregi wird einem in mundgerechte Happen vorgeschnitten und man bekommt auch immer ein kleines Besteckset automatisch dazu! Leider habe ich in der Hitze des gefechts kein Photo davon gemacht, aber auf Google findet man viele Abbildungen davon.

Eventuell, danach, schnabuliert man noch, wenn man vor der Süsspeisen-Vitrine nicht widerstehen konnte, ein, zwei Stücke Baklava, die süsse Verwandte des Böreks…

Baklava-Güllüoglu

Oder man wartet ein wenig und schlendert nachmittags zu Güllüoglu im Stadtteil Karaköy, dem Spezialisten für Baklava: Ein stolzer, alteingesessener Familienbetrieb, der auch Spezialbaklava führt, so zum Beispiel mit Schokolade gefüllt (fand ich aber nicht sooo gut, ich bin eher ein Fan von dem klassischen Pistazien-und dem Walnuss-Geschmack). Istanbuls Bewohner lieben Güllüoglu und man merkt, das Geschäft geht gut!

Da immer fliegende Teeverkäufer in der Nähe herumsausen, gönnten wir uns zur Abrundung des Festmahls noch ein Glas Tee, der heiss und aromatisch aus den praktischen Tragsamowars gezapft wurde.

Gewürz-Basar

An dieser Stelle sei erwähnt, dass wir in all den Tagen und trotz hier und da und dort essen nicht den Hauch einer Magenverstimmung hatten…

Hoch lebe das Motto meiner weitgereisten Freundin Silke: Streetfood essen, die lokalen Speisen, und Finger weg vom Caesar’s Sandwich für die amerikanischen Touristen im Hotel!

Fortsetzung folgt!

Camlica-Limonade

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2 Comments

  1. Caprese Torte • Die Erdbeere
    December 16, 2015

    […] Vor ziemlich genau einem Jahr war das Istanbul, mächtig, glänzend, bunt, bezaubernd. […]

  2. Ein Zucchini-Auflauf mit viel Minze, Hirtenkäse oder Feta
    October 23, 2016

    […] werden, verwandelt in einen türkisch inspirierten Zucchini-Auflauf mit Minze meinen Gaumen, und nicht nur meinen, so hoffe ich, […]

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