Weisse Kekse
Die Butterkekse meiner Mutter
Also, das war seit Menschengedenken so in meiner Familie: Meine Mutter liebte Küchenarbeit nicht.
Sie war Künstlerin. All ihre Kreativität floss in diese Aktivität.
Sie malte ihr ganzes Leben lang, sobald sie konnte und hatte nichts über für lange Abende zwischen Backblechen, die ununterbrochen zwischen Rohr und Notabstellflächen unserer viel zu kleinen Küchen rotierten, Wassertöpfen mit kleinerenTöpfen zwecks Herstellung von Schokoladeglasuren darin, die allzeit bereit waren, auf unserem klapprigen Gasherd umzukippen, Nussreiben, Meßbechern, Ausstechformen, kandierten Kirschen und all den tausend Dingen, die ich so wichtig fand!
Aber, sie liebte uns über alles.
Und daher ließ sie sich bei allen Anlässen, die das Jahr brachte, herbei, uns mit Selbstgebackenem zu beglücken.
Da sie, wie gesagt, aber an Kochen und Backen nicht wirklich interessiert war, wurde ihr Repertoire grundsätzlich beibehalten und niemals, so wie bei mir nach dem Prinzip Trial und Error führen zu neuen Erkenntnissen und dann neuen Rezepten, erweitert.
Ja, so war‘s nun mal! Die Rezepte jedoch, die sie immer wieder anwendete, waren einfach gut!
Viele davon weiß ich nun auswendig.
Zum Beispiel diese, wir nannten sie weiße Kekse. Wenn zu Weihnachten all die Schleckermäuler auf unsere von Bäckereien überbordenden Porzellanteller losgelassen wurden, waren sie immer der heimliche Star. Ohne Allüren.
Golden, buttrig, simpel. Für immer der Geschmack, der für mich ,Zuhause‘ bedeutet.
Zu den Zutaten
- 250 gr frische Butter
- 1 Messerspitze Salz
- 500 gr glattes Mehl
- 150 gr Zucker
- 3 Dotter
- Vanille
Zubereitung
Mehl sieben oder auch drauf vergessen, mit Zucker und Vanille vermischen, die kalte Butter in kleinen Stückchen hineinschneiden. Butter mit dem Mehl-Zucker-Gemisch abbröseln. Wenn keine allzu großen Butterstückchen mehr zu sehen sind, die drei Eigelb unterrühren. Ideal für diese Arbeit wäre ein FoodProcessor, weil er das Ganze einfach enorm beschleunigen würde, stelle ich mir vor. Wie von Zauberhand.. Ach ja, die wunderbare Welt der elektrischen Küchenhelfer !
Nun also den Teig flott glatt kneten und sich damit nicht so lange aufhalten – eine Grundregel für mürbe Teige.
An einem kühlen Ort oder im Kühlschrank mindestens eine halbe Stunde rasten lassen. Ich lege ihn immer in ein Tiefkühlsackerl oder schlage ihn in Folie. Er soll ja nicht austrocknen oder im Kühlschrank das Odeur vom Nebenan-Käse abbekommen!
Den Teig 2-3 mm hoch ausrollen und schöne Formen ausstechen. Auf Backpapier bei ca. 190°C goldgelb backen. Sie sollen nicht ganz weiß bleiben, sondern an den Rändern leicht bräunen.
P.S.: Der Teig kann sich dem nicht Eingeweihten anfangs ziemlich verflixt krümelig präsentieren. Man möge in diesem Fall der Verlockung nicht erliegen, Milch, Wasser oder sonst eine Flüssigkeit beizumischen. Dann wird der Teig seifig ( Wie eigentlich Seife genau schmeckt ?) und das buttrige Element geht flöten. Einfach Zen bleiben, einen Liszt–Walzer auflegen und gemächlich weiterkneten.
P.S.2: Ich habe aus diesem Teig kleine Doppeldecker -Teddies mit Erdbeermarmelade – Füllung hergestellt. Sie sollten ein Geburtstagsgruss für meine Freundin Silke sein. Ich habe die Kekse in einer anderen Küche als der meinigen gemacht und ich hatte nur diese eine Form. Da Silke im Moment aber mit ziemlicher Sicherheit keine Teddybären-Berührungsängste haben wird, war das ok.
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4 Comments
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December 21, 2015[…] Meine Mutter, die irgendwann aus unseren Back-Sessions (bei denen sie mir und weniger der Sache zuliebe mitmachte) ausstieg und sich in Richtung Bett verabschiedete, kommentierte diese Backwut achselzuckend mit dem folgenden Satz: […]
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October 29, 2016[…] und wir zählten die Teilchen immer streng und unter vier oder gar sechs Augen ab (Die zwei meiner Mutter wurden sicherheitshalber gleich mal hinzugezogen. Sie fungierte als Mediator bei […]
1arroyo
June 22, 20222contributor