Florentiner

Numismatische Köstlichkeiten

Heute stand mir die Lust nach einem Ausflug ins Land der Mandeln, der kandierten Früchte, der Schokolade. Vom mild-herben Geschmack meines kretischen Thymianhonigs umrahmt, innen weich und aussen knusprig, ein Hauch von Vanille, so sind Florentiner, so wie sie sein sollen!

Lange Jahre hatte ich immer wieder neue Rezept ausprobiert, weil mir die Kombination karamellisierte Mandeln, Früchte und Schokolade besonders gut gefiel. Wie so oft, war nie eines dabei, dass meinen Vorstellungen entsprach.

Eines Tages fand ich in einem Modemagazin, dessen Rezepte mich normalerweise eher gähnen machen als mich zu entzücken ( So what! Deswegen ist es ja auch ein Mode- und eben kein Küchenmagazin! ), meine rare Perle. Mit der Zeit habe ich kapiert, dass die Butter ein bisschen reduziert und der Früchteanteil  erhöht werden müsste, und so wurde es mein Florentiner-Star-Rezept.

Es hat auch viele Fans, die mich ab und an dezent daran erinnern, dass sie doch wirklich so gut sind… Und ja, ich erhöre die Signale und werfe meinen Ofen an!

Der glühendste Fan war aber: Meine Mutter. Man konnte ihr mit kaum einer gekauften Süssigkeit Freude machen, ausser- ja, mit Florentinern! Zu bestimmten Anlässen brachte ich ihr also einen mit ( in grauen Vorzeiten, als ich noch kein Rezept hatte). Annodazumal machte der Bäcker Haag in der Wipplingerstrasse zu Wien sehr köstliche!

Ich hege den Verdacht, dass Florentiner besonders in Deutschland und gar nicht in Italien am bekanntesten sind. Da aber doch Florenz diesen kleinen goldgelben Leckereien seinen edlen und klingenden Namen gegeben hat, möchte ich die Sache kurz erläutern:

Die Spur führt, wie gesagt, nach Florenz, und zwar in die vielleicht schillerndste, unvergänglichste Epoche der modernen Menschheit, die Renaissance.

Die Blütezeit dieser Stadt wurde zwei Jahrhunderte lang vor allem von einer Familie, den Medici, geprägt. Sie waren als Bankiers tonangebend, durch ihre klugen Geschäfte unermesslich reich, und durch ihre Kultur, gepaart mit visionärer Klugheit, erst mächtig geworden. So kam es, dass sie ab 1252 auch eine Goldmünze prägen liessen, den Fiorino d’Oro…

Aus dreieinhalb Gramm Feingold ( 3,54 gr, um etwaigen Beanstandungen meines Geschreibsels keine Angriffsfläche zu bieten…) bestehend, wurde dieser Fiorino d’Oro zu einer internationalen Grundwährung des Fernhandels, oft nachgeahmt und das Bankprodukt seiner Zeit.

Er wurde so legendär, dass es nicht lange brauchte, als Zuckergebäck aus lauter kostbaren Ingredienzien sein Alter Ego zu finden!

Übrigends leitet sich auch Ungarns Währung, das Forint, vom Fiorino ab.

Zutaten:

• jeweils 100 gr kandierte Kirschen, Aranzini, Zitronat
• 200 gr Mandelblättchen
• 100 gr gehackte, geschälte Mandeln
• 50 gr gehackte Haselnüsse (kann man auch weglassen)
• 150 gr Schlagobers
• 125 gr Rohrzucker
• 50 gr Honig
• 25 gr Butter
• 2 Esslöffel Mehl
• Vanille

Glasur:  250 gr dunkle Schokolade im Wasserbad mit 1 Esslöffel Kokosfett schmelzen lassen

 

Zubereitung:

Obers mit Rohrzucker, Honig, Butter und Vanille aufkochen lassen. Die Hälfte der kandierten Kirschen klein schneiden und mit den Mandelblättchen, den Mandeln, dem Mehl und den restlichen kandierten Früchten vermischen. Zum kochenden Obers schütten und unter ständigem Rühren einmal aufkochen lassen.

Achtung, die Masse kann sich unten ansetzen!

Den Ofen auf 180 °C Umluft vorheizen. Backbleche mit Backpapier auslegen.

Die leicht überkühlte Masse gut umrühren, damit der flüssige Karamell gleichmässig verteilt ist. Kleine Häufchen auf das Blech setzen, flachstreichen ( es sollen ja Florin-Taler und keine toskanischen Hügel daraus werden! ) mit Kirschen belegen, die man vorher geviertelt hat und ca. 12 Minuten backen.

Es kommt natürlich auf den Ofen an, wie lange, aber sie sollten eher dunkel als zu blass (siehe Photo) werden. Erst dann schmecken sie so richtig nach Karamell und Mandeln!

Sollten sie ein bisschen zerlaufen (das passiert mir manchmal, und manchmal gar nicht. Die Geheimnisse der Küche! ), so formt man sie mit einem Messer oder einer Backspachtel gleich, wenn sie aus dem Rohr kommen, etwas nach.

Am Blech erkalten lassen, denn in heissem Zustand können sie zerbrechen!

Mit Schokolade glasieren, und, wenn man will, das klassische Wellenmuster mit einer Gabel in die schon etwas fest gewordene Schokolade ziehen.

Die Florentiner Goldmünzen in einer schönen Schachtel im Kühlen aufbewahren und als eine besondere Kostbarkeit an liebe Menschen verschenken. Natürlich auch ein paar für sich behalten…

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