Antipasti für laue Abende
Nun haben wir endlich die meteorologischen Zustände, die wir uns seit sechs (6!) Monaten herbeigesehnt und gegen deren nicht-Eintreffen-Wollen wir bis zuletzt, konsequent und mit trotziger Beharrlichkeit, beim Allmächtigen im Himmel protestiert haben. Und zurecht! So sitzen wir jetzt also abends an offenen Fenstern, auf Balkonen und die Glücklichen unter uns sogar auf einer Terasse… Und was tut die Menschheit dort so? Ja, sie trinkt zum Beispiel ein Gläschen, freut sich am Leben, an den lauen Lüften und an der Gesellschaft anderer Hedonisten und Frühlingsanbeter. Doch auch glückselige Frühlingsanbeter werden bald die Lust verspüren, dem Gläschen ein Häppchen nachzuschicken. Und was gibt es herrlicheres als ein selbstfabriziertes Antipasto ! Die Betonung liegt auf selbstfabriziert: Alles kaufen war gestern…
Nun sollte ein Antipasto keinesfalls zu reichlich, zu groß oder zu umständlich zu verzehren sein. Ein Antipasto soll einen auf den Geschmack für die darauffolgenden Speisen bringen. Es soll gewissermassen als Teaser für die erwachenden Geschmacksknospen fungieren, klein und elegant geformt, appetitlich, witzig, bunt und immer ein bisschen zu wenig … Und -natürlich!- es sollte wirklich gut schmecken! Zum festlichen Anlass –dem Frühlingsbeginn– habe ich mein Hirn aktiviert und versucht, mich zu erinnern, wie das war, was man so gegessen hat, damals, im Sommer! Zugegeben, fast unter Gewalt, den dieses Gehirn befasste sich während gefühlter 200 Tage hauptsächlich noch mit Suppen, Eintöpfen, Ofengerichten… Also, da wären zum Beispiel die herrlichen bunten Paprika-Streifen, eingelegt in eine Mischung aus Balsamico, Petersilie und frischem Knoblauch. So einfach, so italienisch…
Zutaten: für 1 kg Paprika
Marinade:
- 8 EL Olivenöl
- 3 Tl Aceto Balsamico
- jeweils 1 Tl Zucker und Salz
- 1 Tl normaler Essig
- ca. 1/2 Bund fein geschnittener Pertersil
- 3 frische Knoblauchzehen
- dazu frisches Weissbrot, z.B. mit Oliven
Zubereitung:
Den Ofen auf 225°C einstellen.
Die Paprika waschen, in zwei Hälften teilen und sie von ihrem Innenleben befreien.
Auf Alufolie mit der Haut nach oben auflegen und ins Rohr stellen. Obere Schiene. Solange drin lassen, bis sie schon schwarze Blasen werfen, sie sollen etwas schwarz werden, das ist ganz wichtig für den Geschmack!
Die Marinade vorbereiten: Den Knoblauch pressen, mit den anderen Zutaten verrühren.
Wenn die Paprika soweit sind ( ca. 20-30 Minuten, bitte nach 15 Minuten mal nachschauen, was sich so tut!), aus dem Ofen nehmen, die Folie schliessen und zehn Minuten rasten lassen.
Danach beginnt die Enthäut-Arbeit: Die Haut vorsichtig abziehen und die Paprikafilets in Streifen reissen.
In ein Glas schlichten, jede Schicht mit Marinade bedecken.
Wenn Marinade überbleibt, einfach dazugeben! Es gibt nichts herrlicheres, als diese Mischung auch ohne Paprika auf einem getoasteten Stück Brot, gegrillten Fisch oder einer Pellkartoffel zu verkosten!
Gut verschliessen. Hält sich mindestens vier Tage und länger im Kühlschrank. TIP: Manche Rezepte (eigentlich alle) schlagen vor, die Paprika noch im Ganzen zu grillen. Das habe ich auch immer so gemacht, aber dann fand ich eines Tages, dass es weit weniger Mühe macht, wenn man die Paprika davor innen putzt. Ausserdem sollte man achten, dass die Paprika recht ‘fleischig‘, sprich dickwandig sind; bei mir heute waren sie zart und fein, aber da sie ja im Ofen Wasser verlieren, wurden die Paprikastreifen am Ende fast zu fein! Man lernt nie aus… Aus diesem Grund sind oft die runden den Spitzpaprika vorzuziehen.
Übrigends: Natürlich sollte man dieses Rezept nur für jene Mitmenschen zubereiten, von denen man sicher weiss, dass sie keine Knoblauch-Berührunsängste haben! Versteht sich von selbst. Mein zweiter Vorschlag und eine herrliche Ergänzung zu den eingelegten Parikastreifen sind die… Dörrzwetschgen, mit Pecorino oder Grana und ein bisschen Salbei gefüllt , in Bachspeck gehüllt und in der Pfanne knusprig gebraten.
Zutaten:
- 20 Dörrzwetschgen
- 20 Scheiben Bauchspeck, ca. 100 Gramm
- ca. 50 Gramm Käse, ein pikanter soll es sein (Pecorino ist mein Favorit, oder Grana, Manchego…)
- 5 Salbeiblätter
- Zahnstocher
Zubereitung:
Dörrzwetschgen mit heissem Wasser übergiessen. Mindestens eine Stunde aufweichen lassen.
Dann rausnehmen, abtropfen lassen und mit kleinen Stückchen Käse und Salbei füllen. Da sie entsteint sind, haben sie schon ein Loch.
Mit Bauchspeck umwickeln (möglichst dabei das Loch verschliessen) und mit einem Zahnstocher fixieren.
In einer Steakpfanne (also nicht beschichtet, aber man muss sich eh‘ mit dem behelfen, was man zu Hause hat) mit ein paar Tropfen Olivenöl resolut knusprig braten.
Lauwarm servieren. Dazu knackige, frische Radieschen. Diese gehören unbedingt dazu, denn sie erfrischen den Gaumen und ihr scharfer Geschmack ist ein wichtiger Co-Partner für die üppigen Hauptakteure, den Speck, die Zwetschgen, die eingelegten Paprika, den Käse!
Ich schlage vor, die Sache so anzugehen: Ein Happen Brot mit eingelegtem Paprika drauf, eventuell die übriggebliebenen Käsereste drüberstreuen, danach eine Speckpflaume, und das ganze (weil doch ein wenig üppig) mit einem Radieschen abrunden. Darauf ein Schluck aus dem Gläschen (ein Rosé?!) nehmen und wieder beginnt das Spiel, ein Bissen Brot mit Paprika, eine Speckpflaume, ein Radieschen… solange, bis alles weg ist!
TIP: Die Speckpflaumen schmecken auch am nächsten Tag kalt aus dem Kühlschrank vorzüglich. Wahrscheinlich, weil sich die Geschmackskomponenten gut ‘gesetzt’ haben. Das ist ja bei vielen Speisen und auch Kuchen so!
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3 Comments
Sonja
January 20, 2016Liebe Erdbeere,
wunderbare Idee und herrliche Fotos. Danke.
Ich werde es am Samstag ausprobieren.
Lese schon lange bei Dir im Blog, hab schon vieles ausprobiert und bin immer wieder begeistert.
Viele Grüße
Sonja
Anina
March 7, 2016Liebe Sonja!
Danke für Deinen lieben Kommentar, der mich, und das ist gut so, auch ein bisschen daran erinnert, dass ich mal wieder was schreiben sollte…
Gutes Gelingen!
Anina
Racheltam
August 9, 2021Yes
http://dreamafeltreadro.ga/chk/21