Panforte di Siena
Eric (!), nicht etwa ich, bekam letztes Jahr an Weihnachten von einem Bekannten ein Geschenk, und zwar ein ganz tolles: Eine Kochbuch-Kollektion von Larousse. Acht kleine Büchlein stehen nebeneinander in einer Art Reisekoffer.
Man kann sich auf kulinarische Entdeckungsreise begeben, zur Auswahl stehen Italien, USA-Mexiko, Indien, China-Thailand, der Marghreb, Spanien-Griechenland (ein kurioses Binom, aber bitte!) und die Antillen.
Ich freute mich über diese tolle Gabe, erstens, weil es vielversprechend aussah, zweitens, weil es meine kindliche Ader in all seiner Buntheit sofort ansprach, und drittens, weil ich seit eh und je eine grosse Schwäche für originelle Ideen in Miniformat habe (ein Koffer voller Rezepte– und am Ende seiner Reise kam er bei uns in Wien an- ist doch süss!).
Als ich vor einiger Zeit den ‘Italien’-Band durchblätterte, hatte ich grosse Lust, das Panforte einmal selbst zu machen.
Gesagt, getan.
Es folgte ein Desaster. Gefolgt von einem gänzlich veränderten, viel besserem Ergebnis im zweiten Anlauf.
Und ich nehme mir nun heraus, ein wenig zu nörgeln: Das Rezept war – nicht berauschend!
Oder noch eindeutiger formuliert: Eine Frechheit.
Ein bisschen hab ich die Nachtigall eh trapsen hören: Denn Kochbücher, die von allem etwas vorschlagen und wo kein bestimmter Autor, sondern nur ein Herausgeber (wenn auch mit dem klingenden Namen Larousse) dahintersteckt, sind meistens nun mal keine ernsthafte Angelegenheit.
Sie werden für den Augenschmaus zusammengestellt, schnell mit Shotstock (von irgendwelchen Photo-Anbietern gemacht) Bildern bestückt, und dem unwissenden Publikum verführerisch zum Kauf angeboten.
Ich finde das so was von nicht in Ordnung, denn der Schenker sowie der Beschenkte freuen sich, der eine, etwas Originelles gefunden zu haben, und der andere, etwas so schön Zusammengestelltes zu bekommen!
Das kommt mir vor wie viele Rezepte in den Frauenzeitschriften, wo das Rezept ( und das extrem oft, sieht man genau hin!) gar nicht das, was auf dem Bild abgebildet ist, sein KANN!
Ich hoffe nun, der edle Spender, der ja auch gar nichts für dieses Fiasko kann, liest diese Zeilen nicht! Aber mir ist die Lust an diesen Rezepten doch etwas vergangen, auch deshalb, weil die restlichen ähnlich oberflächlich gemacht sind.
Nichtsdestotrotz hier die von mir adaptierte Variante, die nach Mittelalter und Orient schmeckt.
Panforte di Siena ist voller Nüsse, kandierter und getrockneter Früchte, mit Gewürzen und Honig verfeinert.
Da Siena, die nicht weniger prächtige, erbitterte Konkurrentin von Florenz (siehe mein Artikel zu den Florentinern), seit etruskischen Zeiten auf den Handelswegen von Nord nach Süd und umgekehrt lag, waren orientalische Gewürze (cosa rarissima!) wenn auch nicht für jedermann leistbar, dort erhältlich.
Man sagt, das Panforte ( damals Panpepato, also Pfefferbrot genannt) aus siebzehn Zutaten bestehen muss, soviel, wie Siena Contrade (Viertel) hat. Ich habe weder meine Zutaten nachgezählt, noch genau recherchiert, ob Siena wirklich 17 Bezirke hat…
Sicher aber ist, dass es Panforte seit dem 13. Jahrhundert gibt und dass Mönche eines Klosters nahe Siena sich die an sie zu entrichtenden Steuern mit dieser Leckerei bezahlen liessen!
Ich kann das gut verstehen: Ganz ohne Laster kann der Mensch nicht sein!
Schade nur, dass unsere kleinlichen Steuerbehörden Zuckerbäckereien als Zahlungsmittel heute nicht mehr akzeptieren!
Zutaten für 2 Panforte von ca. 18 cm Durchmesser.
Man kann auch in einer Silikonform (siehe Photo) lauter Minis machen!
Zutaten:
- 180 gr Trockenfrüchte (Feigen, Marillen=Aprikosen)
- 150 gr kandierte Früchte (Zitronat, Aranzini, Melone)
- 250 gr Nüsse ( 100 gr Mandeln, 100 gr Haselnüsse, 50 gr Pistazien)
- 1 El Kakao
- 60 gr Mehl
- 150 gr Zucker
- 150 gr flüssiger Honig
- 30 gr Butter
- 2 El Wasser
- 1/2 Tl Zimt
- 1/4 Tl Nelkenpulver
- etwas weisser Pfeffer und Muskatnuss
- eventuell eine grosse Oblate (auf den richtigen Durchmesser zuschneiden), Backpapier
- 50 gr Staubzucker
Zubereitung:
Früchte klein schneiden.
Haselnüsse in eine Pfanne geben und unter Rütteln und Schütteln ca. 5 Minuten rösten, bis die Haut aufplatzt.
Dann in ein Küchentuch leeren und reiben, so geht die Haut ab.
Den Ofen auf 160 °C vorheizen.
Nüsse, Früchte, Mehl, Gewürze und Kakao vermischen.
Den Honig, die Butter, 2 El Wasser und den Zucker aufkochen und über die Früchte-Nuss Mischung geben und gut vermischen.
Form mit einem neutralen Öl einreiben. Bemehlen oder mit Backpapier auslegen.
Wer hat, die Oblate einlegen.
Masse hinein streichen und mit nassen Händen fest und glatt drücken.
Ca. 35 Minuten backen.
Herausnehmen, erst wenn das Panforte fest geworden ist, aus der Form lösen.
Mit Staubzucker (Puderzucker) bestäuben.
In Backpapier einschlagen und ein paar Tage oder Wochen kühl und trocken (Balkon?) rasten lassen.
Man schneidet es am besten mit einem Brotmesser.
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1 Comment
Barbara
November 7, 2014Das mit den falschen Bildern ist mir auch schon oft aufgefallen, vor allem in Magazinen und ärgert mich jedesmal – und bei Büchern bin ich inzwischen auch so weit, dass zumindest ein Name und irgendwo ein Foto des Autors dabei sein sollte (aber ich bin ja sowieso ein Kochbuchjunkie)
Liebe Grüße,
Barbara