Pfirsiche
Bei Kochbüchern habe ich ein eher seltsames ‘Konsumverhalten’.
Ich bewundere die neuen, schicken, grafisch perfekt gestalteten Bücher, die uns neue Erkenntnisse in der hohen Kunst des Backens und Kochens verheissen.
Oft von ziemlich gut aussehenden Model-ähnlichen Damen und Herren geschrieben, in den schönsten Farben illustriert, mit exotischem Trallala und allerlei Ersatz für die guten alten Zutaten wie Mehl, Eier, Butter und Zucker aufgemacht.
Frisch gedruckt, neu herausgekommen, schick, hip und verlockend liegen sie da, und wir greifen alle hin, denn irgendwie geben sie uns das Gefühl, mit ihnen in eine gute, heile und lachende Welt Eintritt zu bekommen. Man fühlt sich als ‘Part of the crowd’.
Warum auch nicht?
Ich habe meine Buchläden in Wien und Paris (fast eher dort, weil ich in Wien keine Zeit habe…), in denen ich, selig und weltvergessen ‘herumhänge’, leider viel zu selten, aber ok. Dort überkommt mich dann immer eine Art Euphorie, ein Jagdfieber, ein Taumel der Kaufwut oder wie soll ich es nennen?
Ich muss mich dann sehr beherrschen, sorgsam aussuchen, um nicht im Übermut einfach zuzuschlagen und wieder Bücher, von denen zwei Drittel der Rezepte nichts für mich sind, zu erstehen.
Kaufen ist keine Kunst, eher das Weglassen.
Wen übrigens dieser Gedanke interessiert, rate ich, dem Blog The Minimalists mal ein Besüchlein abzustatten!
So kaufe ich eigentlich immer nur ein Buch, und, wenn ich keine Zeit mehr habe und zuviel zur Auswahl steht, manchmal auch keines.
°°°°° Sehr zur Erleichterung von Eric, der eine leere Wohnung bevorzugen würde… nur ein – zwei Laptops, eine Couch, ein Bett. Bücher werden auf einem Kindle gelesen, wer braucht schon die Materie Papier…?
Tja, leider, ich würde ja so gern, aber den Wunsch können Zoe und ich ihm nicht erfüllen- wir brauchen einfach unsere Spielsachen! ;.) °°°°°
Doch zurück zu den Kochbüchern: Wenn ich dann so zu Hause bin, dann greife ich meistens, kurios, aber wahr, zu meinen alten, etwas biederen, nicht im Oversize-Format herausgebrachten Kochbüchern, stöbere und werde fündig.
Diese schönen Pfirsiche stammen aus einem Dr. Oetker-Buch der Reihe ‘Backen macht Freude’ (Allein der Titel…!), für das Hausfrauen und Hausmänner aus ganz Österreich ihre Lieblingsrezepte einsenden konnten.
Ich hänge an diesem Büchlein, weil: Erstens alle Rezepte funktionieren.
Zweitens, weil die Rezepte kreativ sind (nur schauen sie auf den ersten Blick nicht so aus- Aufmachung ist eben alles!).
Und drittens, weil die Rezepte mit Photos, Postleitzahl, Wohnort und Bundesland versehen sind. Wie süss! Wie retro! Wie ‘wie damals’!
Ich habe die Pfirsiche so hübsch gefunden, ein wenig biedermeierlich, originell und einfach zu machen!
Eine Frau Fragner aus Gössendorf in der Steiermark hat sich diese liebe Idee ausgedacht.
Ich hab ihr Rezept Nr. 1635 heute nachgebacken, ähem… nachgebastelt. Wenn sie irgendwann mal auf diesen Artikel stösst, vielen Dank dafür!
Zutaten:
Mürbteig:
- 250 gr glattes Mehl
- 1 Msp Backpulver
- 170 gr weiche Butter
- 70 gr Staubzucker
- 1 Päckchen Vanillezucker
- evtl. geriebene Zitronenschale
Füllung:
- 50 gr erweichte Schokolade
- Brösel (Reste vom Aushöhlen)
- 4 El Mandellikör/Cointreau/Rum
- 2 El Staubzucker
Zum Fertigstellen:
- etwas Kristallzucker
- Erdbeermarmelade
- Lebensmittelfarbe rot
- gestiftelte Mandeln
- Zitronat
Zubereitung:
Mehl mit Zucker, Zitronenschale, Backpulver, Vanille und Butter flott zu einem glatten Teig verkneten.
Den Ofen auf 200°C stellen.
Sofort zu Walnuss-grossen Kugeln verarbeiten, die fertigen Kugeln im Tiefkühler aufbewahren.
Ca. 10 Minuten auf Backpapier backen.
Auskühlen lassen.
Dann mit einem Messer, das eine spitze Spitze hat, aushöhlen (dort wohnen dann die ‘Pfirsichkerne’).
Die Krümel in einem Schälchen auffangen.
Geschmolzene Schokolade (geht gut in der Mikro!) mit Likör, Bröseln und Staubzucker vermischen und in die Aushöhlungen der Pfirsiche streichen.
Zusammensetzen.
Marmelade mit roter Farbe mischen, bis ein kräftiger Ton entsteht.
In Marmelade tunken und mit den Fingern die Pfirsiche vorsichtig einfärben.
In Kristallzucker wälzen und auf den Rost vom Backofen zum Trocknen legen.
Blättchen zurecht schneiden und die Pfirsiche mit Mandelstifterln und Blättern ( zurecht geschnittenes Zitronat /kandierte Melone…) verzieren.
Bevor man die Pfirsiche verpackt, ein paar Stunden oder besser, eine Nacht trocknen lassen.
TIPPS:
- Den Mürbeteig beim Formen fest zusammenpressen und dann erst zu einer Kugel rollen, sonst gibt es brüchige Stellen. WeihnachtsbäckerInnen kennen das vom Rollen der Vanillekipferl …
- Ich habe kein Zitronat gefunden, das man zu Blättern schneiden hätte können; getrocknete Melone in grün war genauso gut. Man kann auch Angelika verwenden.
- Wenn die Pfirsichhälften am Boden etwas zu dunkel sind, einfach etwas mit dem Messer abschaben.
- Wenn diese Pfirsiche für ein Fest mit kleinen Gästen bestimmt sind, schlage ich vor, den Likör in der Füllung durch Orangensaft zu ersetzen.
- Ich habe den Amaretto mit Cointreau und 2 Tropfen Mandelaroma ersetzt, weil ich Amaretto überhaupt nicht mag…
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