Wiener Mocca-Kokoskuppeln
Die Kokoskuppel. Meine Liebeserklärung an einen Mythos.
Der wahrscheinlich nie so wirklich ein Mythos war…
Eher eine meiner Kindheitserinnerungen, eine ,Madeleine de Proust‘, wie es die Franzosen zu nennen pflegen.
Und, zugegeben, sie ist nicht mehr im Trend. Denn sie kommt aus Wien. Und es gab sie schon, da waren die Gebrüder Cookie, Cupcake und Brownie noch über dem grossen Teich und lange nicht in Sichtweite…
Die ,Original Blaschke Kokoskuppeln‘ wurden jahrzehntelang im kleinen Ort im Süden Wiens hergestellt. Jedoch fabriziert jede Konditorei, die etwas auf sich hält, ihre eigene nach unterschiedlichen Rezepten.
Und was ist die gute alte Kokoskuppel doch für eine gelungene Kreation! Zart gebackener Kokosschaum, placiert auf einer luftigen Schokoladencreme, gehalten von einem hauchdünnen Oblaten-Schälchen und zu guter letzt noch in dunkle Schokolade getunkt, um aus diesen Schichten ein Ganzes, die Kokoskuppel, werden zu lassen.
In jede Schultüte, in jede Handtasche gütiger Grossmütter, in jedes gut sortierte Zuckerlgeschäft, in jedes Heurigenbüffet gehörte ‘in der guten alten Zeit‘ eine solche Kokoskuppel!
Und sie gehört für mich genauso nach Wien wie die Philharmoniker, wie unser Wurstel-Prater, wie die rosa Manner-Schnitten, wie der ,Dritte Mann‘, wie die kandierten Veilchen vom Demel, wie das Himbeer- Kracherl beim Heurigen, wie der Flieder im Mai am Heldenplatz, wie Hans Moser, wie die Herren Lanner und Strauss und wie…Ach ja, jeder vervollständige die Auflistung!
Wer hätte das erraten, hier spricht ein Wiener Kind…
Und wir alle, die wir mit den unvergleichlichen Kokoskuppeln von der Firma Blaschke aus Traiskirchen aufgewachsen sind, wissen, wovon wir auch heute ab und zu noch träumen.
Nicht, dass sie so besonders gewesen wären…
Aber wer von uns hat sich nicht, im Sommer im Krapfenwaldl-Schwimmbad oder im Winter am Buffets des Eislaufvereins, eine gegönnt?
Einen erheblichen Teil seines wöchentlichen Taschengelds für diese typisch wienerische Süssigkeit ausgegeben?
Bis dann zwangsläufig der Tag kam, an dem man gross und kritisch und verwöhnt zu werden begann, und das Streben nach Höherem einsetzte: Plötzlich war der Kokosteil eigentlich gar nicht so gut, die Creme schmeckte nach Kakao und nicht genug nach Schokolade, die Tunkmasse, auch nicht das Wahre …
Kurzum, höchste Zeit, zur Tat schreiten und sich mit der Materie Kokoskuppel auseinandersetzen!
Ich habe es getan.
Und ich schlage- für uns grosse Kinder- eine Mocca-Variante, die wunderbar fein nach Kaffee und doch super-schokoladig schmeckt, vor!
Zutaten Kokosbusserl:
- 3 Eiweiss
- 150 gr weisser Zucker
- 100 gr Kokosette
- 1 Prise Salz
- 1/2 Teelöffel Kokos-Essenz (nur wenn man hat)
Zutaten Pariser Creme:
- 250 gr dunkle Schokolade
- 250 ml = 1 Becher Schlagobers (in Deutschland: süsse Sahne)
- 1 El Löskaffee
- Waffelböden (siehe Photo)
- oder Oblaten, die man mit einer runden Form (3 oder 4 cm) aussticht
Zutaten Glasur:
- 200 gr dunkle Schokolade
- 1 El Kokosfett
Zubereitung Kokosbusserl:
Eiweiss vom Eigelb trennen.
TIPP: Wenn man ein/e schlaue/r Hausfrau/Hausmann und ein bisschen geschickt ist, bereitet man ein leeres, sauber ausgewaschenes Marmeladenglas vor, gibt ein wenig Wasser rein und lässt die Eigelb behutsam hineingleiten: sie müssen natürlich noch intakt sein. So kann man sie am Abend oder Tag danach, nicht später, noch für einen Mürbeteig oder so verwenden!
Dann ca. eine Hälfte des Eiweiss in eine Schale, die andere Hälfte in eine hitzebeständige Schale geben.
Die erste Portion Eiweiss mit einer Prise Salz zu Schnee schlagen, 50 gr vom Zucker dazu und noch 1 bis 2 Minuten weitermixen. Die andere Hälfte Eiweiss in der hitzebeständigen Schale mit dem restlichen Zucker über einem Topf mit leise kochendem Wasser mit dem Mixer zu einem glänzenden Schaum schlagen (ca. 4 Minuten).
Dann die Kokosette unterheben, das andere geschlagene Eiweiss und eventuell die Kokosessenz mit Bedacht einrühren.
Mit Hilfe einer glatten Lochtülle ca. 3 cm grosse Kokoshäufchen (so gross wie die Oblaten) auf Backpapier spritzen. Oder einfach einen Esslöffel dazu verwenden.
35-40 Minuten bei Umluft – und nicht mehr als 110°C !- backen, soll heissen, eher trocknen als backen.
TIPP: Da anscheinend Backöfen nicht alle die gleiche Performance haben( was eigentlich anzunehmen wäre!) schreibe ich es nun immer wieder dazu: Bitte selber mal schauen, wie weit das Gebackene ist, und die Sachen entsprechend länger oder kürzer im Ofen lassen! Wahrscheinlich das kommt daher, dass bei manchen Backöfen, die schon länger in Verwendung sind, die Dichtungen schlecht sind und viel von der Wärme so entweichen kann.
Zubereitung Pariser Creme:
Schokolade in Stücke brechen und in einen kleinen Topf geben.
Mit dem Obers auf kleiner Flamme unter ständigem Rühren schmelzen( die Masse kann ansetzen), den Kaffee (in einem Löffel heissen Wasser aufgelöst) dazurühren und auskühlen lassen. Am besten in den Kühlschrank stellen. Das war‘s!
Wenn die Masse sehr kalt ist, mit dem Mixer schaumig schlagen und die allerherrlichste Pariser Creme ist fertig!
Wenn die Busserl auch kalt sind, kann man alles zusammensetzen.
Mit einer Lochtülle (geht schneller) oder einem Löffel die Waffelböden mit Schokocreme einen knappen Zentimeter hoch befüllen.
Ein Kokosbusserl draufsetzen und leicht andrücken.
Die Schokolade mit dem Kokosfett im Wasserbad schmelzen, etwas abkühlen lassen und die Kokoskuppeln bis zum unteren Teil der Kokosmakrone mit der Schokolade glasieren. Kurz abtropfen lassen und auf ein Kuchengitter oder Backpapier stellen.
Fertig ist das Kunststück!
TIPP: Die Oblaten heissen in Österreich Karlsbader Oblaten und man kann sie im Supermarkt (rechteckige Form, ungefüllt) kaufen. Die praktischere Variante sind die kleinen Waffelschälchen, wie ich sie verwendet habe ( Firma Süwag, eine Institution in 1150-Wien). Was es dort alles für Tortenzubehör gibt, abenteuerlich!
Nach oben
16 Comments
Birgit
April 13, 2013Mode hin oder her… Kokosbusserl werden immer Trend bleiben! 😀
Kompliment für den schönen Blog und
liebe Grüße aus dem Waldviertel!
Birgit
G
February 5, 2014Klingt sehr gut das resept wird auf alle faelle probiert
lg
G
aus bangkok
Butter-Krapferl mit Walnüssen und Mocca-Creme • Die Erdbeere
October 29, 2016[…] gab es Kokoskuppeln, Rumstangerl, Klosterkipferl, Mandelbögen, sogenannte Wickelkinder und- ich komme endlich zum Ende […]
Linda
November 30, 2017Danke für das tolle Rezept ♥️
Ich bin aus Guntramsdorf und Traiskirchen ist quasi der Nachbarort 😁
Leider wurde der Betrieb verlegt…
Habe mit beim “Fabriksverkauf” gerne den Bruch geholt (nicht ganz perfekte Kuppeln, wo ein Riss im “Busserl” war und dann gab es da noch die Cremeschnitten mit der leckeren klebrig – rosa Zuckerglasur 😍
Die gab es in Papierpackerl und da könnte man ebenfalls den Bruch direkt daraus Essen.
Oh mein Gott, so alt bin ich doch gar nicht 😉😁
Linda
December 3, 2017Hallo Anina,
danke für Dein nettes Mail.
Meine “Busserl“ sind gerade im Backrohr und die Creme steht im Kühlschrank, in diese habe ich noch einen kleinen Schluck Rum gegeben.
Bin schon sehr gespannt, wie sie schmecken 🙂
Hier ist der Link von der Firma Blaschke, der jetzt den Sitz in 2104 Spillern / Niederösterreich hat:
http://www.auer-blaschke.at/de/blaschke-home
Ganz liebe Grüße Linda
Die SÜWAG- Final Update • Die Erdbeere
December 3, 2017[…] schon die Böden für die Kokoskuppeln. Keine Woche vergeht, ohne dass ich nicht ein Mail mit Anfragen, wo man die denn beziehen könne, […]
Anina
December 3, 2017Hallo Linda…. Danke für Deinen lieben Kommentar!
Ich kann mich auch erinnern an Bruch, allerdings von Mozartkugeln!!
Gab‘s früher (so alt bin ich ja auch noch nicht!😉) in ausgesuchten Wiener Zuckerlgeschäften.
Was für schöne Erinnerungen… da hat man um das gleiche Geld auf einmal ein schweres, prall gefülltes Sackerl mitnehmen können.
Schade, dass der Betrieb dort seine Pforten geschlossen hat! Weißt Du, wohin die übersiedelt sind?
Ich muss das in meinem Artikel updaten.
Liebe Grüsse , Anina
Anina
December 3, 2017Ja, Rum macht (zumindest beim Backen!)alles noch besser!
Ganz lieben Dank für die Adresse, ich finde es immer interressant, wo es noch österreichische Produktion gibt.
Ciao und einen gemütlichen ersten Advent, und hey, natürlich GUTES GELINGEN!
Anina
Mandelgebäck- meine 'Pasta di Mandorla' • Die Erdbeere
December 16, 2017[…] Normalverbraucher denkt da sofort an Kokosbusserln. Ich mache sie natürlich auch, was wäre Weihnachten ohne […]
Anni
February 4, 2018Hallo Anina,
deine Kokoskuppeln schaun zum Niederknien aus.
Ich habe da immer ein Problem. Meine Kokosbusserl laufen beim Backen immer auseinander und sind dann immer flache Datschen.
Hab schon alles probiert – vor dem Backen 15 Minuten stehen lassen damit sie anziehen, niedrige Backtemperatur, hohe Backtemperatur… immer das gleiche Ergebnis.
Hast du vielleicht einen Tip für mich?
Liebe Grüße Anni
Ingrid Lawson
October 28, 2018Hilfe hilfe!!!!! wohn in kalifornien und brauch die oblattenschalen fuer kokoskuppeln. hab die ja schon 40 jahre vermiszt! wie kann ich sie geschickt haben vielleicht? mein schwester lebt in Milan so das geht nicht durch sie….schreib mir oder gib mir email fuer die suewag. vielleichtr kann ich denen geld schicken mt paypal und schicken mir die schaelechen usw! danke schoen ingrid von moedling
Laura
November 16, 2020Hi, ich weiß es sind schon ein paar jahre her seid dem post, aber ich hätte trotzdem eine frage:
Sollte man die “Kuppeln” im Kühlschrank lagern, wegen der sahnecreme?
Die originalen kann man ja bei Zimmertemperatur lagern.
Danke für die Hilfe!
monika
December 9, 2020danke für das rezept
hier gibt es die waffelböden
https://hianznladen.at/produkt/kokoskuppel-boeden-mit-rand/
Erika
December 15, 2020Hallo *Erdbeere*!
Glückwunsch zu deinem Blog.
Hier kann man die Waffelböden beziehen:
https://hianznladen.at/produkt/kokoskuppel-boeden-mit-rand/
Ich war im Vorjahr dort.
Herzliche Grüße aus der Steiermark
Erika
Erika
December 15, 2020Hoppala!
Hab leider nicht aufgepasst.
Entschuldigung.
Schöne Grüße
Erika
Jutta
October 31, 2021In Wien kann man die Waffelböden auch direkt in der Fabrik im 16. Bezirk kaufen: https://www.waffelprusik.at/ (sicherheitshalber vorher anfragen).