Dundee Cake
Früchtekuchen aus Schottland
Früher hatte ich ein besonderes kleines Vergnügen: Das war die Rezepte auf der Rückseite von Vanillezuckerpäckchen zu entdecken und zu sammeln. Keine grössere Freude, als eines nach dem anderen durchzusehen und sofort seine Verwendbarkeit und Originalität abzuschätzen!
Dieses Rezept ist eines von dieser Sammlung und begleitet mich seit mindestens fünfzehn Jahren. Natürlich habe ich es mit der Zeit etwas verändert und in meinem Sinn adaptiert.
Aus verschiedenen Gründen gehört der Dundee Cake zu meinen Lieblingen: Er ist einfach herzustellen, man braucht nur einen Mixer und eine Kastenform, die Eier muss man nicht trennen und, er schmeckt Gross und Klein, Alt und Jung! Die einzige Ausnahme sind natürlich jene Vertreter der, wie mir vorkommt, stetig wachsenden Aranzini-und-Zitronat-Verweigerer-Fraktion. Jene Menschen, die, wenn endlich endlich Weihnachten naht , auch dem Genuss eines herrlichen italienischen Panettone mit nobler Zurückhaltung zu begegnen im Stande sind …( ähem, war das jetzt ein Anflug von Intoleranz ? Nun gut, ein Foodie-Blog ist ja nicht dazu verpflichtet, immer politically correct zu sein, nicht war ?)
Man kann den Kuchen, in Stanniolpapier verpackt und ein bisschen versteckt, mindestens vier Tage lang aufbewahren, sein Geschmack wird von Tag zu Tag besser!
Durch die verschiedenen Zutaten ist er weich, krokant, bunt und goldgelb, keine Schnitte gleicht der anderen. Er kann klassisch zum Five-O‘clock, aber auch zum Morgenkaffee gereicht werden.
In Grossbritannien ist Dundee Cake sehr verbreitet und wird oft als Weihnachtsgabe hergeschenkt. Richtig berühmt wurde er erst Ende des 19. Jahrhunderts, als ein englischer Marmeladeproduzent die Idee hatte, ihn industriell herzustellen. Der Orange-Jam dieser Firma gab dem Kuchen das gewisse Etwas und seine saftige Konsistenz.
Ich verwende anstelle der Marmelade Marzipan und mein kleines Geheimnis ist, dem Teig ein paar Löffel Orangensaft beizumischen. Das ergibt ein wundervolles Aroma.
Die Legende will, dass der Dundee Cake für Maria Stuart erfunden wurde. Die Königin von Schottland liebte keine Kirschen im Kuchen und es musste Ersatz gefunden werden. So liess man sich einfallen, anstelle der Kirschen Korinthen, Sultaninen und andere Trockenfrüchte zu verwenden.
Auch gab es damals keine Cake-Formen, so war der Original-Dundee Cake früher rund, mit Mandeln in konzentrischen Kreisen dekoriert, so wie auf meiner kleinen Zeichnung zu sehen.
Das ist dann die festliche Variante.
Für mich ist dieser Kuchen ein Cake, er erinnert mich an englische Gartenpavillons, in denen elegante Menschen mit viel Zeit auf wunderschön bedruckten Leinenfauteuils sitzen, an den Klang von Silberlöffeln, die zart an dünnwandige Porzellantassen stossen, an leise Klaviermusik, an lange Nachmittage, wo das Rascheln der Herald Tribune die Stille unterlegt, an Tagträume, an Emiliy Dickinson, die ,Summer Has Two Beginnings‘ schreibt…
Zutaten
- 150 gr Butter
- 130 gr feiner Zucker
- 100 gr Marzipan
- 190 gr Mehl
- 1/2 Teelöffel Backpulver
- 3 Eier
- jeweils 100 gr weisse Mandeln, Rosinen, Aranzini, Zitronat
- 50 gr kandierte Kirschen, ein wenig zerkleinert
- Vanille, Salz
- je 3 Esslöffel Whisky und Orangensaft
Glasur: 160 gr Staubzucker mit 1-2 El Whisky glattrühren
Zubereitung
Backrohr auf 160°C vorheizen.
Die abgezogenen Mandeln grob hacken. Das Marzipan mit einer groben Reibe in kleine Flocken reiben oder in winzige Würfelchen. Wenn es zu weich ist, vorher 15 Minuten ins Tiefkühlfach legen, dann verklebt es nicht auf der Reibe.
Die Butter in eine Rührschüssel geben und hell-cremig aufschlagen. Da sie bei mir meistens direkt aus dem Kühlschrank kommt, habe ich einen Trick: Kurz ins Backrohr stellen, damit sie leicht anschmilzt, aber ja nicht flüssig werden lassen( In diesem Fall wäre es ratsam, keine Plastik-, sondern Stahl- oder Emailschüsseln zu verwenden! )
Die Hälfte des Zuckers dazugeben, ein Ei nach dem anderen und den restlichen Zucker einmixen. Mehl mit dem Backpulver versieben, mit Mandeln, Marzipan und Trockenfrüchten vermischen und in die Buttermasse rühren. Whisky und Orangensaft untermischen und das Ganze zu einem glatten Teig rühren. Nicht zu viel rühren, das nimmt dem Teig die eingeschlagene Luft wieder weg!
In eine mit Backpapier ausgelegte Kastenform füllen. Bei ansteigender Hitze 160°C, später 180°C, circa 60-70 Minuten backen. Wenn die Oberfläche gegen Ende zu sehr bräunt, mit Stanniolpapier abdecken.
Den Cake rasten lassen und nach zehn Minuten mit der Glasur bepinseln. Der Kuchen soll noch heiss sein, wenn man ihn glasiert.
Erst am nächsten Tag, wenn sich alle Aromen gesetzt haben, geniessen.
Man kann auch geschlagenes Obers, leicht gesüsst und mit einer Messerspitze Zimt aromatisiert, dazu reichen. Das ist statt ,Very British‘ dann eher ,Very Wienerisch‘. Aber who cares…?
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