Geräucherter Knoblauch
Eine Entdeckung.
Mir wurde im Herbst ein besonderes Geschenk zuteil: Ein ganzer Zopf Knoblauch. Da es aber kein gewöhnlicher Knoblauch, nein, sondern ein ganz besonderer war, der mir so unverhofft ins Haus schneite, will ich ihn heute vorstellen:
Wer, so wie ich, ab und zu, aber keineswegs regelmässig mit Knoblauch kocht, der kennt das Dilemma: Wo bekomme ich frischen, gut schmeckenden, fein würzigen und nicht mit grünem Keim versehenen Knoblauch her? Vielleicht noch im Winter? Und wie lange wird er sich halten?
Wer nicht über Spezial-Kontakte verfügt, der ist am Ende eigentlich dazu verdammt, auf diese köstliche Knolle zu verzichten.
Und obwohl ich bei Gott nicht zu den Ess-Puristen gehöre, die akribisch fast alles, was nicht nachvollziehbar und vor allem ‘organic‘ ( klingt ja viel bedeutsamer als das läppische, beinahe schon abgedroschene Wort ‘biologisch‘…) aufgewachsen ist, aus ihrer Küche verbannen, so möchte ich hiermit ein ‘J’accuse!’ loswerden:
Der chinesische Knoblauch, mit dem flächendeckend sämtliche, ja sogar die gut sortierten Supermärkte überschwemmt werden, mit seinem bleichen, weissen Hemd, seinem durchwegs ungeniessbaren Fleisch, seinem, leider muss man’s sagen, ziemlich aufdringlichen Geruch, und zuletzt dem grausligen grünen Keim im Inneren als spezielle Draufgabe, all diese Details haben mich seit Jahren davon abgehalten, so etwas über die Schwelle meines Haushalts kommen zu lassen. Was für ein gutes Business das sein muss, Knoblauch aus dem fernen China in Containern über alle Meere zu schippern und dann womöglich noch hunderte, wenn nicht tausende Kilometer auf dem Landweg in unsere Gegenden zu karren…!
Somit begegne ich diesem (unnötigerweise) exotischen Importartikel seit Jahren mit nobler Zurückhaltung und pilgere, sobald ich kann, im Sommer auf den Wiener Brunnenmarkt, wo jeden Samstag lokale Produzenten und Bauern herrliche saisonale Produkte anbieten. Ich habe da einen bestimmten Lieblings- Stand, der kleine, violett gefärbte, Knoblauchzehen jeder Grösse verkauft. Und die besten, aromatischsten Tomaten! Somit hab ich dann immer gleich mein Bruschetta-Set…
Nun kam aber dieser Knoblauch in mein Leben: Und zwar geräucherter!!
Was für ein herrlicher Duft, und was für ein Geschmack! Ein kleines Städtchen im hohen Norden Frankreich wurde durch ihn berühmt: Arleux. Nahe an der belgischen Grenze gelegen, unweit von Cambrai, hat man dort diese Technik zur Exzellenz gebracht. Man räuchert Knoblauch und macht ihn dadurch sowohl schmackhafter, und, das finde ich so unglaublich, bis zu einem Jahr haltbar!
Das alles gipfelt in der alljährlichen Foire d’Arleux, eine Kirmes, die ganz der köstlichen Knolle gewidmet ist und dementsprechend zahlreiche Geniesser aus dem Umkreis zusammenführt.
All die Knoblauchzehen, die ich in den Jahren schon weggeworfen habe, weil nicht mehr gut, all die Gerichte, die ich nie gemacht habe mangels gutem Knoblauch am Markt, all das ist jetzt Geschichte!
Meine kleinen braun gefärbten, rauchig duftenden, prall gefüllten Küchen-Goodies sind nun regelmässiger Bestandteil meiner Küchenaktivitäten und haben mir seit September die mühsame Suche nach akzeptablem Knoblauch erspart.
Hier noch ein einfaches Rezept für Knoblauchsuppe, in Anlehnung an die Art, wie man sie in Arleux zubereitet.
Zutaten für zwei Personen:
- 7 Knoblauchzehen
- 3 grosse oder 5 kleine Kartoffeln
- 1 grosse Karotte
- 3 Kirschtomaten
- Thymian, Pfefferkörner, Salz
- ca. 4 Löffel Creme Fraîche
- 1 Teelöffel Mehl (optional)
Zubereitung:
Alles in Würfel schneiden, den Knoblauch ganz lassen. In einen Topf mit 1 Liter heissem Wasser geben und circa 30 Minuten bei kleiner Flamme zugedeckt köcheln lassen. Dann mit dem Pürierstab cremig mixen, mit Salz und frisch gemahlenem Pfeffer abschmecken. Creme Fraîche einrühren und nicht mehr kochen.
Wem die Suppe nicht cremig genug ist, der kann ein Löffelchen Mehl mit wenig Wasser oder Milch glatt rühren und unter Rühren in die Suppe geben. Einmal aufkochen.
Und wer einen intensiven Geschmack von Knoblauch haben will, der behalte eine Zehe zurück und presse sie am Ende der Kochzeit. Einfach in die Suppe geben und eine Minute, nicht länger, weiter kochen.
Ich habe für jeden Teller zwei Scheiben Weissbrot ganz fein geschnitten, mit rohem Knoblauch eingerieben, getoastet und mit ein paar Tropfen Olivenöl beträufelt.
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3 Comments
Michael Wadle
February 6, 2013Die Idee finde ich klasse. Hast du mehr Informationen über diesen geräucherten Knoblauch?
Gruß Michael
Eduard Pfiffner
February 6, 2013Das finde ich sehr interessant wenn man auf so kleine Köstlichkeiten kommt.
Gratin Dauphinois • Die Erdbeere
March 21, 2016[…] eines ist wirklich wichtig: Der Knoblauch sollte frisch und heimisch sein (jetzt im Sommer ja eigentlich kein Problem!). Ich weiss nicht, […]